Ein Kommentar von Fred Kowasch
23.12.2016 - 08:00 Uhr
"Schöner Klingelton." Man muß sich diese Pressekonferenz unbedingt bis zum Ende ansehen. Zehn Minuten Offenbarungseid. Zehn Minuten personifiziertes Staatsversagen. Ralf Jäger, der Innenminister des größten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, spricht über einen dringend Tatverdächtigen. Auf dessen Konto ein Terroranschlag mit zwölf Toten gehen soll.
Anis Amri, Tunesier, als illegaler Migrant im Sommer 2015 in die Bundesrepublik unkontrolliert eingereist. Wurde vom Landeskriminalamt in NRW überwacht, stand in Kontakt zu radikalen Islamisten. Bis er sich - unter den Augen der Spezialpolizisten - faktisch ungestört nach Berlin aufmachen konnte. Wo er blieb, dass interessierte die NRW-Behörden scheinbar nicht wirklich. Diesen Eindruck muß man gewinnen, sieht man Ralf Jäger bei seiner Pressekonferenz zu.
Das dieser Terroranschlag fast schon folgerichtig gewesen sei, diesen Ansicht vermittelt derzeit das politische Personal der Bundesrepublik. Bloss keine Panik, wir haben alles im Griff. Nichts ist unter Kontrolle. Wie viele potenzielle Attentäter noch ungestört durch Deutschland tingeln, weil die Behörden überfordert sind, weiss kein Mensch. Noch ist nicht einmal Anis Amri gefasst. Keiner kann auch nur ahnen, was er als Nächstes macht ....
Ralf Jäger hingegen plant schon sein Silvester. Auf der Kölner Domplatte will er den versammelten Medienvertretern aus aller Welt zeigen, was für ein handlungsfähiger Landesinnenminister er doch ist. Ein Jahr nach den sexuellen Übergriffen von Migranten, überwiegend aus den Mahgreb-Staaten. Als seine Beamten unterbesetzt und hoffnungslos überfordert waren. In diesem Jahr jedoch soll alles anders sein. Beim PR-Termin mit 1.400 Polizisten trällert unterm Dom dann ein 'Flüchtlings'chor. Mehr Farce, mehr Volksverarsche, war selten.